Forschung am Institut für Hygiene und Umweltmedizin
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Forschungsschwerpunkte des Hygiene-Instituts
Die Forschung im Institut für Hygiene und Umweltmedizin konzentriert sich auf die Bereiche:
- Surveillance von nosokomialen Infektionen und multiresistenten Erregern
- Evidenz-basierte Infektionspräventionsmaßnahmen und ihre Umsetzung
- molekularbiologische Untersuchungen zur Identifikation von Infektionsketten
- technische Untersuchungen zur Hygiene
Arbeitsgruppen am Hygiene-Institut:
Infektionsepidemiologie: Projekte aus der Infektionsforschung
Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin untersucht in mehreren Forschungsprojekten verschiedene Fragestellungen der Infektionsepidemiologie, die Folgendes aufzeigen sollen:
- Strategien zur Infektionsbekämpfung
- Anwendung von Antibiotika
- den Einfluss von Klimaveränderungen auf das Auftreten von Infektionen und multiresistenten Erregern in Deutschland
Zum Forschungsfeld der Infektonsepidemiologie laufen am Institut für Hygiene und Umweltmedizin folgende Drittmittelprojekte:
Interventionsstudie zur Isolation von ESBL-Patienten (R-Gnosis)
In diesem EU-Projekt leitet das Institut für Hygiene und Umweltmedizin die Working Group 5.
Ziel ist die Durchführung einer Cluster randomisierten Studie zum Einfluss der Isolierung auf das Auftreten von Extended-Spectrum-Beta-Lactamasen-Infektionen und -Übertragungen in den beteiligten Kliniken.
Projektlaufzeit:
ab 2011
Projektförderung:
European Commission's 7th Framework Programme
Dokumente
RGNOSIS_WP5_TrialProtocol_LabManual_SOPObservationCompliance.pdf
Climate and pathogens – Impact of decolonization (CLIP-ID)
In dem Projekt "Climate and pathogens – Impact of decolonization" (CLIP-ID) wird in einem fachbereichsübergreifenden Verbund aus Medizinern, Klimaforschern und Infektionsepidemiologen der Einfluss von Klimaveränderungen auf das Auftreten von Infektionen und multiresistenten Erregern in Deutschland untersucht.
Es ist bereits bekannt, dass die Anzahl der Blutstrominfektionen und Neuinfektionen mit Gram-negativen Erregern auf Intensivstationen in den Sommermonaten zunehmen. Zudem soll untersucht werden, ob die Waschung von Patienten auf Intensivstationen mit Produkten, die Bakterien abtöten können, hilft, die Anzahl von Infektionen und multiresistenten Erregern zu reduzieren.
In Zusammenarbeit mit einem Unternehmen werden neue präventive Hautdesinfektionsmaßnahmen getestet und angewandt, um Infektionen zukünftig zu vermeiden und besser kontrollieren zu können. Dazu werden verschiedene Wirkstoffe eingesetzt. Ziel ist es, die mikrobielle Besiedlung von Haut und Nase mit Keimen, die Infektionen verursachen können, zu beseitigen. Die Wirksamkeit der desinfizierenden Wirkstoffe wird anhand der Häufigkeit von Blutstrominfektionen und multiresistenten Erregern überprüft. Gleichermaßen wird untersucht, ob es bei einer solchen Maßnahme neben der gewünschten Beseitigung von nachteiligen Hautmikroorganismen auch eine Veränderung der Hautbesiedelung mit für den Menschen förderlichen Mikroorganismen gibt.
Projektlaufzeit:
11.2015 bis 04.2019
Projektförderung:
Bundesministerium für Bildung und ForschungProjektpartner:
Nationale Punkt-Prävalenzerhebung
Bei der "Nationalen Punkt-Prävalenzerhebung" (PPS = engl. Point prevalence survey) handelt es sich um eine Untersuchung zum Vorkommen von nosokomialen Infektionen und zur Anwendung von Antibiotika an deutschen Akutkrankenhäusern im Rahmen eines internationalen Projekts des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC). Neben Daten zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika werden dabei ebenfalls strukturelle Parameter der teilnehmenden Krankenhäuser erfasst.
Die Nationale Punkt-Prävalenzerhebung findet ca. alle 5 Jahre statt und fußt auf dem Protokoll des ECDC. Dieses legt die Methodik zur Datenerhebung fest und stellt nicht nur in Deutschland, sondern auch in einer Vielzahl anderer europäischer Staaten die Basis für die PPS dar.
2011, 2016 und 2022 wurden in Deutschland PPS zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika im Rahmen des oben genannten europäischen Projekts durchgeführt. Zuvor erfolgte bereits 1994 eine erste nationale Prävalenzerhebung. Die Ergebnisse dieser Erhebungen wurden durch das Team des Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) aufgearbeitet.
Die Nationale Punkt-Prävalenzerhebung findet ca. alle 5 Jahre statt und fußt auf dem Protokoll des ECDC. Dieses legt die Methodik zur Datenerhebung fest und stellt nicht nur in Deutschland, sondern auch in einer Vielzahl anderer europäischer Staaten die Basis für die PPS dar.
Aus infektionspräventiver Sicht fügt sich die Durchführung der Punkt-Prävalenzerhebungen in die nationalen Aktivitäten zur Prävention von nosokomialen Infektionen und die Deutsche Antibiotikaresistenzstrategie (DART) ein.
Projektlaufzeit:
fortlaufend
Projektförderung:
Bundesministerium für Gesundheit
Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information und Kommunikation (RAI)
Das Modellprojekt "Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information und Kommunikation" (RAI) ist ein Basisprojekt des Konsortiums InfectControl 2020 im Rahmen der Fördermaßnahme "Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). InfectControl 2020 hat sich die Entwicklung, Validierung und Umsetzung neuer Strategien zur Infektionsbekämpfung zum Ziel gesetzt. RAI zeichnet sich dadurch aus, dass sich erstmals in Deutschland sektorenübergreifend Human- und Tiermediziner gemeinsam mit Designern und Kommunikationsexperten in einem Projektverbund dem Thema Antibiotikaeinsatz und Resistenzentwicklung widmen.
Projektlaufzeit:
ab 2015
Projektförderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Bundesweite Hygieneprojekte des Instituts
Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ)
Das Nationale Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) stellt für Krankenhäuser die zentrale Referenzdatenbank für nosokomiale Infektionen (KISS) zur Verfügung. Diese Infektionsdaten erlauben gezielte Risikofaktorenanalysen und stellen die Grundlage für wichtige Entscheidungen zur Infektionsprävention in Deutschland dar.
Die Funktionen des NRZ wird durch das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin ausgeübt. Die Verwaltung der Nationalen Referenzzentren obliegt dem Robert Koch Institut.
Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS)
1996 wurde vom NRZ eine Methode entwickelt, mit der Stationen und Abteilungen in die Lage versetzt werden sollten, nach einer einheitlichen Methode eine Surveillance nosokomialer Infektionen durchzuführen, die die wichtigsten Einfluss- und Risikofaktoren berücksichtigt und somit orientierende Vergleiche ermöglicht.
Die in den beteiligten Stationen und Abteilungen erhobenen Daten werden regelmäßig dem NRZ übermittelt und analysiert. Die zusammengefassten und anonymisierten Daten werden in geeigneter Form als Referenzdaten bereitgestellt.
Nationale Händehygiene-Kampagne "Aktion Saubere Hände"
Die "Aktion Saubere Hände" ist eine nationale Kampagne zur Verbesserung der Compliance der Händedesinfektion in deutschen Gesundheitseinrichtungen. Sie wurde am 2008 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit, vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance nosokomialer Infektionen, dem Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. sowie der Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen ins Leben gerufen. Inzwischen nehmen mehr als 2.000 Gesundheitseinrichtungen an der Kampagne teil, darunter ca. 1.100 Krankenhäuser.
Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin ist für die kontinuierliche Datenerhebung der drei Module – Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, Ambulante Medizin – zuständig. Im Bereich Krankenhaus konnten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Instituts zwar eine starke Verbesserung des Händehygieneverhaltens feststellen. Allerdings sind diese Compliance-Raten in den kommenden Jahren noch erheblich zu verbessern.
Surveillance der Antibiotikaanwendung und Resistenzsituation auf Intensivstationen (SARI)
SARI ist Teil eines Forschungsnetzwerkes zur Ausbreitung von nosokomialen Infektionen und resistenten Infektionserregern (SIR für Spread of nosocomial Infections and Resistent pathogens). Das Projekt erfasst die Anwendungsrate von Antibiotika und das Auftreten von Multi- Resistenten-Pathogenen-Bakterien (MRPB) auf Intensivstationen; die Ergebnisse werden den jeweiligen Intensivstationen rückgemeldet.
SARI startete im Februar 2000 auf 12 Intensivstationen, inzwischen nehmen 60 Stationen an SARI und 40 Stationen an SARI-light teil. Erfasst werden detaillierte Antibiotika-Daten.
Bis Ende 2006 wurde SARI vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technik gefördert. Das Projekt wird vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charté Berlin weitergeführt.
Resistenzforschung in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)
Wie kommen die gefürchteten multiresistenten Bakterien ins Krankenhaus?
Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin ist Partner in einer Studie des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung zum rationalen Einsatz von Antibiotika (ATHOS = Antibiotika-Therapie-Optimierungsstudie).
Untersucht wird, ob die gezielte Intervention zur Antibiotika-Anwendung
- im Krankenhaus (Antibiotic Stewardship, siehe Universitätsklinikum Freiburg) bzw.
- in Arztpraxen (Charité)
Einfluss auf die Häufigkeit von Neuerkrankungen mit bestimmten Antibiotika-resistenten Bakterien hat.
Hierfür wird eine Methode zur Überwachung multiresistenter Erreger eingesetzt, die am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité mit dem neuen Modul "ATHOS-MRE-Surveillance" entwickelt wurde.
2015 wurde die Verteilung der Patienteninformations-Materialien an Berliner Hausärzte abgeschlossen. Außerdem wurden die am Berliner Hygiene-Institut zusammenlaufenden Daten aller beteiligten Zentren analysiert.
Antibiotikatherapie-Optimierungsstudie (ATHOS)
Die Antibiotikatherapie-Optimierungsstudie (ATHOS) ist eine Multicenter-Studie an deutschen Universitätskliniken zur Untersuchung von Kolonisation und Infektion mit multiresistenten Erregern (2013-2015).
Es gibt zwei primäre Endpunkte:
- die Kolonisation von Patienten mit 3. Generations-Cephalosporin-resistenten Enterobakterien (3GCREB) und/ oder Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) bei Aufnahme und
- die nosokomiale Infektion mit 3GCREB und VRE sowie von Clostridium difficile Infektion (CDI).
Das Ziel der Studie ist es, den Effekt der Interventionsstrategie (Schulung zur optimierten Anbiotiakaanwendung im ambulanten bzw. stationären Bereich) auf den jeweiligen Endpunkt zu bestimmen.
Literatur
J Antimicrob Chemother. 2016 Jun 17. pii: dkw216. [Epub ahead of print]
Colonization with third-generation cephalosporin-resistant Enterobacteriaceae on hospital admission: prevalence and risk factors. Hamprecht A1, Rohde AM2, Behnke M2, Feihl S3, Gastmeier P2, Gebhardt F3, Kern WV4, Knobloch JK5, Mischnik A4, Obermann B5, Querbach C3, Peter S6, Schneider C7, Schröder W8, Schwab F2, Tacconelli E8, Wiese-Posselt M2, Wille T1, Willmann M6, Seifert H9, Zweigner J10; DZIF-ATHOS Study Group.
Weitere Projekte in Kooperation mit dem DZIF
ABSOLUTE (Start: 2016)
Antibiotic Stewardship and Infection Control in Patients at High Risk of Developing Infection by Clostridium difficile, Vancomycin-Resistant Enterococci or Multi-Resistant Gram-Negatives (ABSOLUTE). In dieser cluster-randomisierten Studie im stepped-wedge Design wird ein fortgeschrittener Prüfplan entwickelt und angewandt, um die Notwendigkeit verstärkter Infektionsschutzmaßnahmen gegen VRE (Vancomycin-Resistant Enterococci) und MRGN (Multiresistente Gramnegative Bakterien), sowie den Einfluss von Infektionsschutzmaßnahmen und Antibiotic Stewardship auf die C. difficile Infektionsrate auf Hochinzidenz-Stationen zu prüfen
BLOOMY.COM (Start: 2016)
Innerhalb der multizentrischen Beobachtungsstudie – Bloodstream Infection due to Multidrug-Resistant Organisms – Multicenter Study on Risk Factors and Clinical Outcomes (BLOOMY.COM) - werden prospektiv krankenhausweite Fälle von BSI identifiziert und analysiert werden. Dabei liegt der Hauptfokus der Studie vor allem darin, den Kurzzeit- und Langzeit-Therapieerfolg bei erwachsenen Patienten mit Blutstrominfektionen durch bakteriellen Erreger wie Staphylococcus aureus, Enterococcus spp. und den gramnegativen Bakterien Escherichia coli, Klebsiella spp., Enterobacter spp., Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii zu ermitteln.
R-Net (Start: 2016)
Die Implementierung evidenz-basierter Infektionskontrollmaßnahmen ist von großer nationaler und internationaler Bedeutung. Um den Effekt unterschiedlicher Interventionen zur Verhinderung nosokomialer Infektionen (Krankenhaushygienische Maßnahmen, Dekolonisierung, Antimicrobial Stewardship (ABS), Entwicklung neuer antiifektiver Substanzen) besser abschätzen zu können, werden im DZIF Resistenz-Netzwerk (R-Net) an sechs Unikliniken longitudinal Daten zur Epidemiologie multiresistenter Bakterien bei Krankenhausaufnahme, zur Epidemiologie von Blutstrominfektionen und von Clostridium difficile Infektionen sowie die Antibiotikaverbräuche erhoben.
TARGETSPREAD (Start: 2016)
Das Projekt TARGETSPREAD widmet sich in einem translationalen Ansatz unter Verwendung moderner Sequenziertechnologien (next generation sequencing) der Genom-basierten Klassifikation und Charakterisierung von multiresistenten Erregern. Dabei stehen innovative Methoden zur Detektion und Identifikation bakterieller Erreger sowie die Implementierung eines Computer-assistierten Warnsystems zur frühzeitigen Entdeckung von Übertragungen und Ausbrüchen im Vordergrund.